
Im März 2017 bin ich für 6 Wochen in Rumänien, genauer gesagt in Suceava, im Tierheim zum Arbeitseinsatz gewesen. Es ist das Tierheim, was von dem Verein „Memory of Tina“ seit 2012 unterstützt wird. Es war nicht der erste Einsatz dort, und immer wieder bin ich trotz aller Umstände und Widrigkeiten gern vor Ort. Jede helfende Hand wird benötigt, denn es leben im Durchschnitt ca. 800 Hunde in diesem staatlichen Tierheim.
Die Geschichte von Püppi ist eine ganz besondere, die ich Euch gerne mitteilen möchte.

Püppi wurde von den Hundefängern ins Tierheim gebracht und es ist immer wieder sehr traurig mit anzusehen, in welchem Zustand die Hunde sind. Völlig verängstigt, dünn, das Fell sieht fürchterlich schmutzig aus, und krank. Der ganze Hund ist ein Häufchen Unglück. Es blutet einem immer und immer wieder die Seele wenn man mit anwesend ist, wenn die Hunde in den Zwinger gebracht werden.
Am allerschlimmsten leide ich, wenn kleine Babys ohne Mama gebracht werden. Ihr Schicksal ist ungewiss, und kaum einer schafft es groß zu werden. Sie sind voller Flöhe, Würmer, rappeldünn und quieken nach ihrer Mama, die nicht mit dabei ist oder nur ganz vereinzelt. Denke ich darüber nach oder zurück, wie wir unsere Lieblinge zu Hause bemuttern, liebkosen und alles für die Winzlinge tun, bricht einem im Tierheim das Herz.
Aber jammern oder traurig sein nützt nichts, sondern anpacken, helfen und alles versuchen, was vor Ort möglich ist, und sei es nur für eine Hundeseele. Solch ein Würmchen war unsere Püppi. Ich werde es nie vergessen, wie Dr. Sebastian sie mir auf dem Arm gegeben hat, damit ich sie in den Zwinger bringe. Nur Haut und Knochen, riesengroße ängstliche Augen, die Knochen waren einzeln tastbar und das Fell völlig verfilzt und so dünn.
Wie hat das Mäuschen gezittert, die Augen vor Angst weit aufgerissen und ich habe immer nur vor Wut mit dem Kopf geschüttelt. Die Hunde in den Zwingern machen immer einen Riesenlärm und Theater, wenn der Hundefänger kommt, als ob sie sich untereinander sagen würden, jetzt kommen wieder neue, eingefangene Hunde und Achtung, die Hundefänger bedeuten Gefahr! Püppi hat das völlig aus der Bahn geworfen, ist ja klar, wenn 800 Hunde losbellen.


Ich konnte sie kaum halten, so hat sie gezappelt und schwuppdiwupp, da war der Biss im Finger. Beide waren wir erschrocken und ich war froh, Püppi endlich im Zwinger runterlassen zu können. Wie sie in die tiefste Ecke gekrochen ist, wie sie gezittert hat, wie sie mich angeschaut hat…….
Ich habe es noch geschafft, sie in die Hundehütte hinein zu setzen, dann war Schluss mit anfassen. Die Ärzte haben ein extrem gutes Gefühl, welcher Hund wohin passt, denn bei Püppi waren nur kleine Hunde, die keine Gefahr für Püppi darstellten. Sie waren verspielt und freundlich untereinander. Lange Tage bin ich jeden Tag zu Püppi gegangen, die kleinen Hunde bekommen immer extra Futter, zusammengesetzt aus Dosenfutter, aufgeweichtem Trockenfutter und Haferflocken.
Alle konnten es immer kaum erwarten, dass es was zu fressen gab, nur unsere Püppi nicht. Sie saß in ihrer Ecke, völlig zusammengerollt, den Kopf in Richtung Wand gerichtet und hoffend, keiner sieht sie und spricht sie an. An Anfassen war nicht zu denken, sofort fing sie an zu zittern und machte sich noch viel, viel kleiner.
Püppi bekam ihre Ration extra in die Hütte gestellt und ich habe lange warten müssen, bis sie sich getraut hat zu fressen. Aber mit jedem Tag wurde es ein ganz klein wenig besser. So ein elendes Häufchen, das macht einen so tief traurig und verbittert. Warum gibt es so viel Elend auf unserer Welt, warum so viel Leid und keine Antwort.
Nach 14 Tagen endlich der ersehnte Tag von mir, war ich froh und erleichtert, denn Püppi ließ sich endlich anfassen und schwuppdiwupp, habe ich sie auf dem Arm gehabt. Sie musste dringend dem Arzt vorgestellt werden, aber in erster Linie wollte ich sie gern in den inneren Bereich in eine Box tun, um sie besser beobachten zu können. Dort ist für sie viel mehr Ruhe und Wärme gewesen.
Wie erwartet war die kleine Maus krank. Das Fell voller Flöhe, also erst einmal dringend ein Bad angesagt gegen die Flöhe. Sie ließ das erfreulicherweise sehr gut über sich ergehen, als ob sie wusste, dass hilft ihr. Bei Puppi stellte sich heraus, dass sie total unterernährt war, was man schon mit bloßem Auge sehen konnte, und ein fürchterlicher Husten quälte sie.


Leider spreche ich kein Englisch, und so war eine Verständigung mit den Ärzten nur sehr bedingt möglich. Aber was ich schnell verstanden habe war die traurige Tatsache, die Behandlung kostet sehr viel Geld, was einfach nicht zur Verfügung stand. Das sind Momente, in denen sich einem der Magen herumdreht.
Was tun wir alle, wenn unsere Vierbeiner krank sind, und sei es nur ein Schnupfen. Wir gehen sofort zum Arzt, damit unser Liebling wieder schnell gesund wird, und an Geld denken wir gar nicht, ein bewusster Tierhalter hat dafür immer die notwendigen Mittel. So nicht in einem rumänischen Tierheim. Hier wird jeder Cent dreimal herum gedreht und gerechnet und überlegt, was ist wichtiger, für was gebe ich das Geld aus. Mir jedenfalls war es ganz, ganz schlimm ums Herz, denn auch ich konnte die benötigte Medizin nicht alleine bezahlen. Aber es muss doch was geschehen! Wie soll man damit fertig werden, ein Fellknäuel soll sterben, weil kein Geld da ist zur Behandlung? Ein Zustand, der überall gleich ist, egal in welchem Land.
Kurz entschlossen habe ich einen Aufruf auf unserer Facebookseite gemacht, und die dramatische Lage geschildert. Es dauerte keinen Tag und ich habe geweint vor Glück, die Kosten für die Medizin wurden gespendet, und 2 Tage später ging die Behandlung los.
Jeden Tag über 2 Wochen wurden Vitamine gespritzt, und Püppi bekam jeden Tag einen Tropf und noch andere spezielle Medikamente. Es war immer das Schönste am Tag wenn die Ärzte nach mir gerufen haben: „Susanne, Püppi bitte“. Püppi bekam ihren lebensnotwendigen Tropf, und ich durfte eine ganze Stunde bei ihr sein. Ganz lieb ist sie gewesen, geduldig, tapfer, und dann fing sie an zu kuscheln. Die Augen sprachen Bände, ich hätte in sie hinein kriechen können, so knuffig war sie.
Nur eine ganz tolle Eigenschaft hatte Püppi von Anfang an. Bevor der Tropf angelegt worden ist hieß es für Püppi erst einmal Pippi machen und dann ihr großes Geschäft. Jeden Tag die gleiche Prozedur, was haben wir gelacht, so ein ordentliches Mädchen! Tag für Tag ging es ihr ganz langsam besser. Der Appetit steigerte sich, und sie wurde immer neugieriger. Nach 14 Tagen der Behandlung sind wir beide dann langsam spazieren gegangen. Oh, was hat sie geschaut, Angst, neugierig und immer auf hab Acht Stellung. Die Leine fand sie so was von abscheulich, aber da musste sie durch. Es war ein langer Behandlungsprozess, bis die Ärzte die Auskunft gegeben haben, Püppi ist gesund.

Wir haben alle in unserer Gruppe rege Teilnahme bekundet und Interesse, wie sich die Maus entwickelt und ob sie es wirklich schafft, denn keiner konnte mit Gewissheit sagen, die Kleine wird wieder gesund. Es war eine Berg- und Talfahrt.
Jetzt fragt sich jeder sicher , was ist den aus der Maus geworden?
Ihr werdet es kaum glauben, und auch ich habe noch zu tun, das Unfassbare zu begreifen. Püppi befindet sich jetzt auf einer tollen Pflegestelle in Deutschland. Ihr geht es prima, sie hat sich schnell eingefunden und hält die Familie und die dort lebenden Vierbeiner richtig auf Trab. Püppi ist nicht mehr die kleine, schüchterne Maus, nein, sie bestimmt und genießt in vollen Zügen ihr Hundeleben. Sie hat ihre Pflegeeltern zudem so verzaubert, dass sie dort ein festes Zuhause gefunden hat!
Hier seht Ihr tolle Bilder die zeigen, wie gut es Püppi jetzt in ihren neue Zuhause geht, und was aus den kleinen Häufchen Elend für ein toller Hund geworden ist:
Die wahre Geschichte dieser kleinen Hundedame zeigt uns allen wieder ganz deutlich, nichts ist unmöglich, vieles ist machbar, wenn man nur zusammenhält und kämpft. Wir können die Zustände in einem ausländischen Tierheim niemals mit einem Tierheim in Deutschland vergleichen. Die Stellung eines Tieres ist nicht die gleiche, wie wir sie kennen. Es bedarf ganz viel Geduld, Kraft, Ausdauer und vor allem viel Zuversicht, den Hunden Unterstützung zu geben. Ein Schritt nach vorn bedeutet gleichzeitig 2 Schritte zurück. Aber jede noch so kleine Mühe ist es einfach wert, den Fellnasen zu helfen, und das beginnt mit einer regelmäßigen Futtergabe und jeden Tag frisches Wasser. Diese Aufgabe zu erfüllen bedeutet immer, zuverlässige und liebevolle Spender zu finden, die wir immer und immer wieder brauchen. Vielleicht findet sich jetzt der ein oder andere, um uns zu unterstützen.
Die Adoption eines Hundes in sein eigenes Zuhause, sein eigenes Körbchen und endlose Liebe ist die Krönung und der Erfolg einer guten Versorgung der Tiere im Tierheim.
Ich bedanke mich sehr für euer Interesse und verbleibe mit ganz tierlieben Grüßen
Susanne Trautmann- Grübl